Tontaubenschießen auf der Südspitze – früher Platzverweis – Trapp trifft doppelt
Am vergangenen Sonntag empfing der SVN den Tabellenvierten aus Unzenbach-Heinzenberg. Die SG hatte nach drei Niederlagen zu Saisonbeginn eine gute Serie gestartet und konnte, neben einem Remis, sechs der letzten sieben Partien in der Bezirksliga Mitte gewinnen. Auf Seiten des SVN herrschte demnach erhöhte Alarmbereitschaft. Mit Marcel Smock und Micky Parschau kehrten zwei wichtige Stützen zurück in die Anfangself, im Gegenzug musste Trainer Brace allerdings auf die gesperrten Spieler Linde und Lau verzichten. Linde wurde im Tor von Neuzugang Timo Colmi vertreten, der sein Debüt für die Insulaner gab.
Konnte man eine Stunde vor Anpfiff aufgrund von monsunartigen Regengüssen noch nicht ans Fußballspielen denken, so zeigte sich der Wettergott pünktlich ab 14:30 Uhr gnädig und zog die Wolkenschwaden ab. Einer spannenden Bezirksliga-Begegnung stand nichts mehr im Wege. Der SVN, an diesem Tag komplett in schwarz gekleidet, ließ wie schon gegen Gönnersdorf direkt zu Beginn eine gute Chance des Gegners zu. Colmi bestand seine Premieren-Prüfung und lenkte einen Distanzschuss um den Pfosten. Die Gäste blieben weiter am Drücker und erarbeiteten sich ihre erste Ecke. Hier kam ein Angreifer der SG ungestört zum Kopfball, welchen Schäfer unabsichtlich mit dem Arm von der Linie kratzte. Die Entscheidung des Referees war dennoch klar: rote Karte und Strafstoß. Unglücksrabe Schäfer konnte einem nur leidtun, grade einmal zehn Minuten waren absolviert, als er den Platz verlassen musste. Unzenbachs Henn trat zum Elfmeter an und entschied das Duell gegen Colmi für sich (10.). In der Folge zeigte sich der SVN geschockt. Viele Unkonzentriertheiten und Fehlpässe kennzeichneten das Auftreten der Hausherren. Trotz dessen sorgten Nobel und Trapp nach 15 Minuten für ein Offensiv-Ausrufezeichen. Eine abgerutschte Flanke von Nobel prallte von der Latte zurück ins Feld, wo Trapp kein Risiko scheute und das Leder volley nahm. Der Ball verfehlte das Gehäuse knapp. Auch in der nächsten Szene übernahm Trapp die Federführung, setzte sich im Mittelfeld gegen drei Gegenspieler durch und entschied sich aufgrund fehlender Anspielstationen für einen platzierten Fernschuss. Wieder Aluminium! Die beiden Möglichkeiten erhellten das blau-weiße Gesamtbild jedoch nur unwesentlich, generell war es eine schwache Leistung des SVN. Unzenbach war das bessere Team und zeigte sich in jedem Angriff gegen eine zu lasch agierende Defensive sehr konzentriert und gefährlich. Einzig SG-Schlussmann Moldenhauer war wohl noch nicht ganz wach, denn in der nächsten Szene ließ er eine Flanke von Kapitän Parschau durch die Hände zum Ausgleich ins Netz rutschen (28.). Doch das Remis hatte nicht lange bestand, denn die Werther wurden quasi im Gegenzug für ihr durchweg nachlässiges Abwehrverhalten bestraft. Einem unnötigen Fehler in der Offensive folgte ein blitzsauberer Konter der Unzenbacher, die Möglichkeit zum taktischen Foul blieb ungenutzt, sodass Tittel unbedrängt die Führung wiederherstellen konnte (35.). Kurz vor der Pause konnte die SG gar den dritten Treffer erzielen, wiederum hatten es die Insulaner den Gästen sehr einfach gemacht.
Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischten wieder die Unzenbacher, die schon fünf Minuten nach Wiederanpfiff mit dem 4:1 für die Vorentscheidung sorgten. Mit gekonntem Kurzpassspiel kombinierten sie sich vor bis in den Strafraum, wo Herrmann keine Mühe hatte, das Leder in die Maschen zu schieben (50.). In Unterzahl fiel es dem SVN wie schon im ersten Durchgang sehr schwer, einen Zugriff auf die Begegnung zu bekommen. Einzig nennenswerte Möglichkeit war in diesem Abschnitt ein Kopfball von Parschau, den Moldenhauer parieren konnte. Ansonsten zogen die Gäste weiter die Fäden auf der Südspitze, zwei gute Chancen konnten sie innerhalb kürzester Zeit neu verbuchen. Agilster Akteur auf Werther Seite war Rückkehrer Marcel Smock. Immer wieder versuchte er, Bälle an sich zu nehmen und Standardsituationen zu schinden. In der 60. Minute bediente er Nobel mit einer mustergültigen Hereingabe aus dem Halbfeld, Nobel nahm die Pille an und überlistete den Keeper mit einem flachen Schuss. 2:4. Jetzt ging es Schlag auf Schlag und es entwickelte sich eine Partie, die beide Mannschaften mit offenem Visier führten. Wieder ließen sich die Unzenbacher nicht vom Gegentor beeindrucken und bliesen zur Attacke auf das Werther Gehäuse. Zunächst hatte sich SVN-Verteidiger Schmengler in den Angriff eingeschaltet, sein Schussversuch wurde allerdings geblockt, sodass sich eine gute Kontermöglichkeit ergab. Die SG nutzte die Unterzahl der 36er gnadenlos aus und erhöhte durch Georg auf 2:5 (70.). Alles sah nun nach einem Kantersieg aus, aber die Jungs von Trainer Brace zeigten in der Schlussphase Moral. Parschau tankte sich über die Außenbahn durch und schlug eine lange Flanke auf den am langen Pfosten lauernden Wasserburger. Der Youngster bewies Übersicht und assistierte mit einem Kopfball für Trapp, der ebenfalls zum Kopfball ansetzte und in Moldenhauer seinen Meister fand. Der Schlagabtausch ging in die nächste Runde, jetzt waren die Gäste wieder dran. Ein SG-Angreifer drang in den Sechzehner ein, machte alles richtig und umkurvte Colmi, traf aber letztendlich das Ziel aus spitzem Winkel nicht. Auf der Gegenseite rückte erneut Wasserburger in den Fokus. Sein präziser Ball landete bei Johannsen, welcher querlegte auf Trapp. Dieses Mal blieb Moldenhauer zweiter Sieger, Trapp traf per Kopf zum 3:5 (87.). Ein verrücktes Fußballmatch neigte sich langsam aber sicher dem Ende zu, und die Fans auf der Südspitze fragten sich: Geht hier vielleicht noch was? Trapp bejahte dies mit seinem zweiten Treffer. Zuvor hatte Nobel ihn hoch angespielt, Trapp netzte auch in dieser Szene mit einem Kopfball ein (89.). Spannung lag nun in der Luft, denn die Nachspielzeit war angebrochen. Dem SVN versagten nun die Nerven, drei Mal Ballbesitz, drei Mal zu viel Hektik, drei Mal Ballverlust. Feierabend.
Fazit: Das Aufbäumen der Werther kam zu spät. Über 75 Minuten zeigten sie, vor Allem in der Defensivarbeit, nicht die mannschaftliche Geschlossenheit, die nach dem frühen Platzverweis nötig gewesen wäre. Auch die individuelle Zweikampfführung war durchweg schwach. Positiv hervorzuheben ist, dass die Truppe am Ende nochmals ihren Kampfgeist wecken konnte und fast noch zum Ausgleich gekommen wäre. Diese Einsatzbereitschaft muss das Team um Kapitän Parschau am kommenden Sonntag (14:45 Uhr) beim Aufsteigerduell in Kirchberg über die volle Distanz abrufen, denn die TuS konnte zuletzt mit 5:2 den FC Gönnersdorf besiegen und wird den SVN dementsprechend mit breiter Brust empfangen. Wer die Insulaner vor Ort unterstützen will, kann noch Busfahrkarten zum Preis von 10 € pro Stück bei Christoph Lau erwerben.