Erste Mannschaft dreht das Match in Leimersdorf, Reserve setzt den „lucky punch“
Lange mussten Spieler, Fans und Verantwortliche warten, doch nun steht es zu Buche: Das erste Sechs-Punkte-Wochenende im laufenden Jahr. Dabei bog die Erste Mannschaft in Leimersdorf einen 0:2-Pausenrückstand sensationell noch um, während die „Zwote“ in letzter Minute einen wahnsinnig wichtigen Dreier gegen den VFR Koblenz II einfahren konnte.
SV Niederwerth III – FC Horchheim II 0:2 (0:2)
Schon am Samstagabend sorgte die Dritte Mannschaft für den Prolog. Auf der heimischen Südspitze empfing die Truppe von Coach Uwe Ibach den Spitzenreiter aus Horchheim. Trotz der klaren Rollenverteilung wollten die Insulaner alles daran setzen, dem designierten Meister den Aufstieg zu vermasseln. Dabei konnte Ibach, personell gesehen, endlich einmal aus dem Vollen schöpfen. Während er in der Vorwoche Mühe hatte, elf Akteure aufzubieten, konnte er an diesem Tag einen breiten Kader am Treffpunkt begrüßen. Tim Gotthard und Michael Friedhofen rückten aus der Reservemannschaft nach unten. Der SVN begann mutig, versteckte sich keineswegs und gestaltete die Partie offen. Jedoch mussten die Blauen direkt zu Anfang eine Schrecksekunde verarbeiten: Bei einem frühen Konter sprintete Gotthard einem schönen Steilpass nach, bevor er sein Unterfangen mit schmerzverzerrtem Gesicht abrupt abbrechen musste – Verdacht auf Muskelfaserriss! Die Gäste zogen in der Folge das Spiel an sich und ließen den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren. Große Gefahr strahlten sie dabei nicht aus, denn der Defensivverbund der Sechsunddreißiger stand gut. 15 Minuten waren absolviert, als Horchheim mit seiner ersten nennenswerten Möglichkeit die Führung erzielen konnte. Brian Bernardy konnte in seinem Dribbling über die rechte Seite nicht entscheidend gestört werden, aus spitzem Winkel netzte er flach zum 0:1 ein. Die Werther ließen sich nicht beirren und rannten gegen den Rückstand an. Oliver Schmengler sorgte mit einer Einwurf-Flanke für Hektik im gegnerischen Strafraum, seine Mitspieler verpassten die Hereingabe nur knapp. Dann zeigten die Hausherren einen kollektiven Blackout. Ein eigener Einwurf führte durch lasches Zweikampfverhalten zum Ballverlust, Horchheim schaltete schnell, wechselte den Flügel und kam durch Polcher zum 0:2 (30.). Kampflos wollten die Werther keinesfalls die drei Punkte herschenken und so spielten sie weiter mit Leidenschaften und Willen. Die nicht immer sattelfest wirkende Gästeabwehr servierte Yannick Stehrle nach einem Kommunikationsfehler das Leder auf dem Silbertablett, der pfeilschnelle Youngster ließ sich nicht zwei Mal bitten und setzte zum Sprint Richtung Tor an. Allerdings ließ der letzte Verteidiger das Bein stehen – Fußballlehrbuch Kapitel 3, eine glasklare Notbremse! Der Schiedsrichter hatte die Lektüre beim Lehrgang wohl verweigert und zeigte dem Übeltäter lediglich die gelbe Karte. Die zweite Hälfte bot so gut wie keine Höhepunkte, Horchheim gab sich mit dem Vorsprung zufrieden und der SVN schaffte es trotz großem Einsatz nicht, den Tabellenführer zu überrumpeln. Stehrle hatte in den Schlussminuten die Chance zum Anschlusstreffer, seine schöne Einzelaktion wurde jedoch nicht mit einem Tor belohnt. Am Ende musste die Dritte Mannschaft also eine 0:2-Niederlage hinnehmen.
SV Niederwerth II – VFR Koblenz II 2:1 (1:0)
Den Anfang am heiligen Fußballsonntag machte die Reserve mit ihrem Heimspiel gegen den VFR Koblenz II. Der Auswärtssieg am vorletzten Wochenende in Rübenach hatte bei den Jungs von Trainer Sebastian Luckei Hunger auf mehr geweckt, und so begannen die Blues das Match direkt mit hohem Engagement. Steven Gerstenberg war der auffälligste Akteur der ersten Minuten. Zunächst scheiterte er selbst per Distanzschuss, dann mimte er den Vorbereiter für Christopher Stein. Mit einem schönen Pass in die Schnittstelle der Verteidigung setzte er den jungen Stürmer hervorragend in Szene. Stein erlief sich das Leder, zögerte vielleicht einen Moment zu lange und musste sich dem Keeper geschlagen geben. Dann zappelte der Ball zum ersten Mal im Tornetz, Marco Groß hatte per Kopf zur vermeintlichen Führung eingenickt – der Referee entschied jedoch zu Recht auf Abseits. Einer turbulenten Anfangsviertelstunde folgte eine ruhigere Phase, in welcher der SVN das Heft weiterhin nicht aus der Hand gab. Die Gäste von der Karthause fanden in der Offensive gegen eine kompromisslos agierende Verteidigung nicht statt, einzig eine harmlose Standardsituation stand für den VFR zu Buche. Eine knappe halbe Stunde war gespielt, als Stein die längst überfällige Führung für seine Farben markieren konnte. Eine Hereingabe durch einen Eckball nutzte er zum hochverdienten 1:0 (28.). Bei diesem Ergebnis blieb es auch zur Halbzeit. Kaum war der zweite Durchgang angepfiffen, da wurden die Werther kalt erwischt: Luis Lohmer tankte sich auf der linken Außenbahn durch, wurde gut gestellt und musste nach innen ziehen, störte sich aber nicht daran und knallte das Leder aus 25 Metern in den Giebel (47.). Ausgleich! Wie so oft in den Wochen zuvor hatte die „Zwote“ das Chancen-Plus, während der Gegner das Tor machte. Nur kurz darauf konnten sich die Blauen bei ihrem Schlussmann Jonas Andersen dafür bedanken, dass es zumindest beim Remis blieb. Einen Kopfball aus kürzester Entfernung parierte er mit einem sensationellen Reflex. Das Match entwickelte sich mit fortschreitender Dauer immer mehr zu einer puren Nervenschlacht. Das Unentschieden war zu wenig für die Mannen um Kapitän Meiky Herzig, für das Überleben im Abstiegskampf war ein Dreier zwingend notwendig. Diese Aussicht lähmte die Sechsunddreißiger mehr, als dass es sie antrieb. Möglichkeiten zur erneuten Führung boten sich dennoch zur Genüge, zunächst war der wiedergenesene und eingewechselte Andy Ohlef bei einer Flanke zur Stelle und verfehlte das Tor freistehend nur um ein Haar. Dann wurde Groß von außen flach bedient und zwang VFR-Keeper Reck via Hacke zu einer sehenswerten Fußabwehr auf der Linie. Die Partie neigte sich nun langsam dem Ende entgegen. Trainer Luckei schickte Haben und Gotthard für Stein und Gerstenberg hinein in eine Schlussphase, die es nochmal richtig in sich haben sollte. Als Konsequenz einer hart geführten Begegnung zückte der Referee gleich drei Mal die Ampelkarte, neben Tobi Stein erwischte es auch zwei Gäste, darunter den Torschützen. Der SVN warf in Überzahl alles nach vorne und schaffte in der Nachspielzeit das schier Unmögliche: Andy Ohlef schloss einen Querpass mit einem Flachschuss ab, der Ball rutschte zwei Akteuren über den Fuß, wurde dann minimal abgefälscht, trudelte dem Torwart durch die Beine und irgendwie war das Ding dann plötzlich im Netz – 2:1 für Blau-Weiß (90.)! Doch noch war nicht Schluss auf der legendenumwobenen Kampfbahn, die Karthäuser zeigten sich ihrerseits nur kurz geschockt und schmissen Mann und Maus nach vorne. Die Werther Defensive befand sich wohl noch im Jubel-Taumel und hatte Glück, dass ein Angreifer der Gäste einen Nachschuss am leeren Kasten vorbei setzte. Auf der Gegenseite verpasste es der gewohnt agile Clemens Caspers in einem jetzt offenen Schlagabtausch, den Deckel draufzumachen. Dies war aber auch nicht mehr nötig, denn der Schiedsrichter erlöste die Blues schließlich mit dem Schlusspfiff. Durch die Niederlage von Hillscheid gegen Immendorf II beträgt der Abstand zum rettenden Ufer nun lediglich drei Punkte.
FSG Bengen – SV Niederwerth 2:3 (2:0)
Ihr Auswärtsspiel am Sonntagnachmittag bestritt die Erste Mannschaft gegen die FSG Bengen auf der Sportanlage des Birresdorfer SV in Leimersdorf – bei den Werther Fans war also ein Mal mehr das Navi gefragt. Über 50 Anhänger fanden den Weg in die Grafschaft, viele davon nahmen das Angebot von Chef-Organisator Christoph Lau wahr und reisten gemeinsam mit dem Team per Bus an. Personell gesehen musste Coach Robert Brace auf die üblichen Langzeitverletzten verzichten, zudem meldete sich Lukas Hoffmann krank. Noch das starke Auftreten im Spiel gegen den Spitzenreiter Oberwinter im Gedächtnis, rechneten sich alle Insulaner in der Fremde etwas aus. Die Anfangsviertelstunde bestätigte diese Hoffnungen, der SVN startete gut in das Bezirksliga-Match. Der aufgerückte Björn Bähner hatte die erste dicke Chance, als er einen langen Einwurf von Lau vor die Füße bekam und denkbar knapp verfehlte. Beide Parteien gingen teils ruppig zu Werk, sodass der Referee das Geschehen direkt zu Beginn mit jeweils einer gelben Karte beruhigen musste. Danach erhöhten die Gastgeber ihr Engagement. Einen ersten Schuss konnte Linde noch zur Seite abwehren, doch dann hatte er gegen den abstaubenden Andreas Kunze das Nachsehen (25.). Bengen führte plötzlich mit 1:0. Die Werther fanden nach dem Gegentreffer nicht zu ihrem Spiel zurück und mussten nur wenige Minuten später gar das zweite Tor hinnehmen (31.). Die FSG schlug mit einem Doppelpack eiskalt zu. Konsterniert gelang den Blues bis zur Pause nicht mehr allzu viel, mit dem Rückstand im Gepäck traten sie am Ende der ersten 45 Minuten den Gang in die Kabine an. Auch nach Wiederanpfiff veränderte sich das Bild zunächst nicht, Bengen hatte zwei gute Möglichkeiten durch Akwapay. Zudem verdattelten die Hausherren die sicher geglaubte Vorentscheidung, als ein Angreifer völlig freistehend den Mitspieler im Abseits suchte statt selbst abzuschließen. Die Nachlässigkeit in der Chancenverwertung sollte sich rächen, denn die letzte halbe Stunde der Begegnung gehörte alleine den Sechsunddreißigern . Wieder war es ein langer Einwurf von Lau, der für Gefahr in des Gegners Strafraum sorgte. Dieses Mal stand Marcel Smock goldrichtig und spitzelte die Kugel über die Linie zum Anschlusstreffer (61.). Brace wechselte nun durch und schickte Christian Trapp für den agilen, aber gelb-rot-gefährdeten Alex Schäfer aufs künstliche Grün. Trapp brauchte nicht lange, um seinem Ruf als Edeljoker gerecht zu werden. Er lieferte zuverlässig den vielumjubelten Ausgleich (76.) – 2:2, eine sensationelle Wende! Während die Fans noch ausgelassen feierten und zum wiederholten Male zum Sturm auf die Bierbude ansetzten, hatten die Werther Akteure auf dem Feld nun endgültig Blut geleckt und wollten alles oder nichts. Smock schnappte sich wieder das Leder und bediente halbhoch Phillip Wasserburger, der nicht lange fackelte und zum 3:2 aus SVN-Sicht einnetzte (81.). Damit gab er dem Gästeblock endgültig den Rest. Eine letzte gute Möglichkeit verzeichneten die Bengener, ehe der Unparteiische die Begegnung beendete und bedingt durch die unfassbare Aufholjagd das erste Sechs-Punkte-Wochenende in 2014 gefeiert werden konnte. Trainer Robert Brace kommentierte: „Ich habe die Mannschaft in der Halbzeit gepushed, habe den Jungs gesagt, sie sollen mit Herz spielen. Ich habe immer an das Team geglaubt.“
Ausblick
Die beiden Reserve-Mannschaften dürfen am kommenden Wochenende verdientermaßen verschnaufen. Diese Pause ist dem Bezirksliga-Team der Insulaner nicht vergönnt, an Ostermontag gastiert die direkte Konkurrenz aus Gönnersdorf auf der Südspitze. Bei dem Aufeinandertreffen mit dem FCG, gegen den die Werther in der Hinrunde verloren, werden die nächsten „big points“ im Kampf um den Klassenerhalt vergeben. Anpfiff ist um 14:30 Uhr. Glück auf, SVN!